Mehrweg. Reuse. Nochmal.
Im Gespräch mit Peace, Shanti & Ahoi
Heute mit uns im Gespräch in der ReUse Summer School: Peace, Shanti und Ahoi. Wir sprechen über ihr nachhaltiges und minimalistisches Leben, zu viel Plastikmüll im Meer und das, was man daraus machen und lernen kann.
Hallo Diana, hallo Philipp, schön, dass wir mit euch heute im Rahmen unserer ReUseSummerSchool sprechen können. Ihr habt ja eine ganz besondere Beziehung zu Einweg- und Plastikmüll im Speziellen. Erzählt uns doch einmal davon.
Na klar, super gerne. Wir sind Peace, Shanti und Ahoi! Seit fast sieben Jahren leben wir bereits in einem wirklich alten Wohnmobil. Nicht nur preislich, sondern auch nachhaltig hat sich unser Gefährt durch die Jahrzehnte gequält und erhalten. Klar sind neue Sachen auch schön, aber wir versuchen unsere Wilma durch Pflege und Aufmerksamkeit so lange wie möglich auf der Straße zu lassen.
Wenn wir im Sommer nicht gerade Geld verdienen, sammeln wir Plastikmüll an den Stränden Europas. Die Masse an Abfall in unseren Meeren ist nahezu unüberschaubar. Wir lassen uns aber von dieser Flut nicht entmutigen. Für uns ist jeder Schraubverschluss, jede PET-Flasche und jede Einwegverpackung, die wir aus dem Kreislauf des „Mit ins Meer gerissener und wieder an den Strand gespuckter Unrat“ ziehen, ein Stück in die richtige Richtung. Wir können nicht wegsehen, weil wir sonst irgendwann nirgends mehr hinschauen können. Der Müll wird nicht weniger, wenn wir nicht anfangen ihn so in den Fokus zu rücken, dass er sich den Blicken nicht mehr entziehen kann.
Und genau deshalb habt ihr euch auch entschieden, aus all dem Unrat kleine Kunstwerke entstehen zu lassen. Eines davon – einen Kugelfisch aus angeschwemmtem Plastikmüll – auch für einen unserer Messeauftritte. Was macht ihr denn da genau?
Unsere Initialzündung hatten wir, als wir in all dem gesammelten Müll eine kleine Spritzkamera für Kinder fanden. Viel zu schnell kamen weitere Kuriositäten hinzu und wir begannen mit etwas Werkzeug, Draht und Heißkleber kleine Kunstwerke aus dem Sea Trash zu bauen. In Ericeira, Portugal, haben wir dann die ersten Objekte angeboten und durften auch einige in einer Galerie und auf einem Filmfest ausstellen.
Seitdem bauen wir aus allem, was wir so finden kleine Objekte. Und leider finden wir eine Unmenge an Deckeln, Tuben und Flaschen, Fischerei-Ausrüstung, Wattestäbchen und einfach alles andere was sonst noch so in ein Abflussrohr passt.
Ich habe selbst schon einige eurer Kunstwerke gesehen, die mich nicht nur beeindruckt sondern auch wirklich zum Nachdenken gebracht haben. Passiert euch das häufiger?
Da sich die Mehrheit der Menschen nur wenig Gedanken macht, was mit ihren „To Go-Verpackungen“ passiert, sind wir, die sich dem Planeten mit Leidenschaft verschrieben haben, doppelt gefordert die Stimme zu erheben. Wie oft haben wir an irgendeinem Strand angefangen Müll zu aufzuheben, und konnten so einige zufällig anwesende Spaziergänger dazu ermutigen, auch einen Sack Müll zu sammeln. Genau wie mit unserer Kunst aus Meeresabfall brauchen Menschen oft erstmals einen Kick, der sie auf das Problem hinweist. Und ihnen aufzeigt, dass jeder ein Held für seine Umwelt sein kann. Every item counts.
Die momentane Krise lässt den Blick auf die vielen Baustellen, die unserem Rund innewohnt, schnell verschleiern. Auf einmal ist Klopapier so wichtig, und ob wir in die Kneipe können. Ob wir nach Malle fliegen werden und wann die Kids wieder zur Schule dürfen. Die Fragilität unseres Daseins steht uns zwar schreiend gegenüber, aber wir sind taub, da unser Egoismus eine schalldichte Kabine bewohnt. Nur die ganz persönlichen Belange sind nun Trumpf.
„Hygiene ist gerade ein großes Thema: Aber wenn ihr durch den Park geht und ihr seht eine Plastikflasche und daneben ist ein Mülleimer – na, dann bringt die beiden doch zusammen, die freuen sich bestimmt.“
So muss ein neuer Weg geebnet werden, den Menschen zurück zu einem ganzheitlichen Bewusstsein zu führen. Die Welt ist keine Zwei-Zimmer Wohnung in Berlin, sie ist ein Universum der Menschheit.
Das ist unsere Chance. Alles hängt zusammen. Alle sind gefordert. Jetzt ist die Zeit diesen Impuls zu nutzen um dem Menschen nahezubringen, das er ein Teil des Ganzen ist, und wir nicht über der Natur stehen, sondern Teil von ihr sind. Das Virus, aber auch der Klimawandel, hat gezeigt, wer der Boss ist. Wenn wir nicht bewusster Leben, uns zusammenreißen, dann ist es für unsere Umwelt ein Klacks Konsequenzen zu ziehen, die unser Dasein noch weiter einschränken.








Da habt ihr sowas von recht und ich hoffe sehr, dass ihr noch unzählige Strandgänger, Ausstellungs- und Marktbesucher überzeugen könnt, nachhaltiger mit unseren Ressourcen umzugehen und hier und da Müll zu sammeln.
Noch mehr Einblicke in eure spannende Mission bietet auch euer gerade erschienenes Buch. Was hat euch motiviert ein Buch zu schreiben?
In unserem Buch: „Peace, Shanti & Ahoi – Freeks on Wheelz“ haben wir unsere letzten sechs Jahre beschrieben. Besonders unsere Wandlung von „Großstadtspacken zu Ökofritten“. Von Menschen, die vor sich hin leben, zu Bewohnern einer wunderschönen Welt, die es zu bewahren gilt. Eine Veränderung ist möglich – und unsere einzige Chance. Und genau davon wollten wir erzählen und inspirieren.
Peace, Shanti & Ahoi – Freeks on Wheelz
Als wir uns entschlossen, ein paar Monate aus dem Hamsterrad unserer Gesellschaft zu entfliehen, ahnten wir nicht im entferntesten, dass wir auf eine gravierende Änderung in unserem Leben zusteuerten. Mit blauen Augen sind wir los, und mit klarem Blick schauen wir nun auf fünf Jahre unserer Transformation zurück. Von Großstadtspacken zu Ökofritten. Wir haben uns zurück zu uns entwickelt und eine Alternative zu unserem früheren Leben gefunden, das heute unser ganzes Glück ist. Wir machen es wie das Leben selbst, es geht immer weiter, es bleibt nicht stehen.
236 Seiten
ISBN-13: 9783751914734
Books on Demand / Lesung auf drinnengeblieben.de
Einen Ausschnitt habe ich schon in Philipps Lesungen auf drinengeblieben.de gehört und meine Ausgabe ist bestellt. Philipp, Diana, vielen Dank für das inspirierende Gespräch. Zum Abschluss noch drei Speed-Dating-Fragen:
Tee oder Kaffee? Und wie trinkt ihr ihn am liebsten?
Unseren Kaffee trinken wir am liebsten aus einer Bialetti Espresso Maschine. So sparen wir Filterpapier. Zudem ist das Gerät für die nächsten Jahrzehnte gebaut, Ultra-Reuse. Die Mehrwegbecher von ReUse Heroes vermitteln die gleiche Haltbarkeit und sind für unterwegs natürlich perfekt.
Welche Mehrwegverpackung für unterwegs sollte noch erfunden werden?
Was wir noch vermissen, also nicht besonders doll, da wir ja immer Wasser an Bord haben, ist eine geschickte Lösung für die schnelle Reinigung von Mehrwegbehältnissen. Hygiene hat ja einen neuen Stellenwert in unserem Leben. Vielleicht gibt es irgendwann ein ökologisches Brillenputztuch, das die Becher und Behältnisse unterwegs wieder reinigt. So kann vielleicht Wasser gespart werden und trotzdem Hygiene gewahrt werden.
Eure Vision / euer Wunsch für eine nachhaltigere und fairere Welt?
Mehrweg. Reuse. Nochmal. Gesetze sind schon auf dem Wege. Sie kriechen zwar, aber stetig scheint ein Versuch zu bestehen, den Müllberg zu verringern. Die Geduld wird auf die Probe gestellt. Denn das Wachstum unserer Gesellschaft steht hier im klaren Gegensatz. More people, more problems. Aber eine Vermehrung kann ja auch gut sein, wenn das Bewusstsein für die Erde in gleichem Maße wächst. Darauf bauen wir.
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